Hirschbergler Theater

Entstehung und Geschichte:

Um das neu errichtete Kriegerdenkmal in Reitrain bezahlen zu können, entschloß sich der Verein, am 20. und 21. März und am 15. Mai 1920 im Nebenzimmer des Gasthofes in Reitrain drei Einakter aufzuführen. Es waren dies: „Die Gemeinderatssitzung von Flegeldorf“ „DieRekrutenmusterung“ und „DieStreithansl“. Die Theaterspieler mußten zwar durch ein Fenster auf die Bühne kraxeln, aber der Besuch war gut und der Reinerlös von 300 Mark konnte der Denkmalkasse zugeführt werden. Am 19. und 20. März 1921 wurden, wieder in Reitrain, folgende vier Einakter aufgeführt: „Die Streithansl“, „Hofer Edi“, „Wilderers Weihnacht“ und „Hashof“. Unter der Leitung von Simon Pramstaller und Josef Petermichl wurden diese Stückl gespielt und das Nebenzimmer des Gasthofes Reitrain wurde zu klein. Im Jahre 1922 brachte Simon Pramstaller das Stück „Der Schnitzerfranzl von Berchtesgaden“ auf die Bühne und man spielte es vor ausverkauftem Haus, im Februar viermal auf der Veranda des Gasthauses „Hahn“ in Hagrain. Aber auch hier war alles zu klein und wer von den Akteuren gerade nicht auf der Bühne war, mußte im Freien warten. Nun wurde beschlossen, eine regelrechte Hirschbergler-Theatergruppe zu gründen und die Leitung an Anton Hatzl und Simon Pramstaller zu übergeben. Trotz der engen Verhältnisse wurde noch im gleichen Jahr am 9./17./23. und 30. April ebenfalls „beim Hahn“ das Volksstück „Geächtet“ aufgeführt und der Erlös von 4.200 Mark für das Kriegerdenkmal in Reitrain, den Hüttenfond und für Bühnenmaterial verwendet. Am 19. August 1922 beteiligte sich die Theatergruppe mit zwei Einaktern bei einem Festabend im Überfahrtsaal in Egern.

 

Unter großen Opfern errichtete Ulrich Wurmser für die Hirschbergler einen Theatersaal in Reitrain und am 13. April 1925 konnte die neue Bühne mit großem Erfolg und dem Stück „Die Junggesellensteuer“ eingeweiht werden. In den Jahren darauf wurden folgende Stücke gespielt: 

 

November 1925: „Girgl und Waberl“;

März 1926: „Vergib uns unsere Schuld“;

Mai 1926: Festspiel „König Ludwig II.“;

März 1927: „Jessas, der Storch“;

Dezember 1927: „Zuflucht der Sünder“;

März und April 1928: „Der Gankerl von Berchtesgaden“;

Dezember 1928: „Der verlorene Sohn“;

April 1930: „Die Ameisenhexe“;

Dezember 1930: „Das Kreuz von Saarburg“;

Dezember 1930 und Januar 1931: „Der Tatzlwurm“.

 

Nun war durch die politischen Verhältnisse und den Krieg bedingt das Theaterspielen nicht mehr möglich. Erst im Dezember 1949 konnte die Tradition mit dem Stück, mit dem sie unterbrochen wurde, wieder aufgenommen werden; es war „Der Tatzlwurm“. Dafür und für die folgenden Jahre wurde das Schauspielerehepaar Lisl und Girgl Sollinger als Spielleiter gewonnen und der Erfolg war garantiert.

 

Bei der Christbaumversteigerung am 31. Dezember 1949 kam der Einakter „Der Lump“ zur Aufführung und bereits im April 1950 wurde das bereits im Jahre 1928 gespielte Stück „Der Gankerl von Berchtesgaden“ wiederholt. Nun konnte der Theatersaal für einige Jahre nicht benutzt werden, weil eine Filmgesellschaft ihre Möbel dort eingestellt hatte. So wich man im Dezember 1951 in den Saal des Gasthofes Lindl mit dem Stück „Girgl und Waberl“ aus und spielte im April 1952 im Saal des Hotels Überfahrt „Die Almkinder“.

 

Nachdem der Theatersaal in Reitrain wieder geräumt war, fanden folgende Aufführungen statt:

 

Dezember 1954: „Der Weibertausch“

April 1955: „Glück im Winkel“

Dezember 1955: „S ́Lenerl vom Königssee“

März 1956: „Der Schützenkönig“

Dezember 1957: „Der Kreuzhofbauer“

März 1959: „Der Austragler vom Markhof“

April 1961: „Der Schandfleck vom Brandnerhof“

Dezember 1961: „Bergheimat“

 

Das Ehepaar Sollinger konnte wegen des Todes von Lisl Sollinger die Spielleitung nicht mehr übernehmen und so gewann Theaterwart Lenz Götschl den Anton Buchberger für die Regie und im März 1963 ging das Stück „Der schwierige Fall“ über die Bühne. Nun kam leider eine achtjährige Pause für das Hirsch bergler-Theater. Der Saal in Reitrain war nicht mehr heizbar und mit den Wirtsleuten kam man nicht zurecht. Die Säle in Egern und Rottach waren umgebaut und es fehlte jemand, der die Regie übernahm. Erst als die Wirtsleute Hans und Loni Leitner das Reitrainer Gasthaus mit dem Saal kauften und der Volksschauspieler Hias Wenzel als Spielleiter begann, konnten im Mai 1971 „Die Sternhofer Buam“ gespielt werden.

 

Es folgten im Dezember 1971 das Stück „Der Barbarazweig“ und im Mai 1972 „Die zwoa Halbschöna“. Am 23.6.1972 verloren die Hirschbergler-Theaterspieler ihren Regisseur Hias Wenzel durch einen tragischen Unglücksfall, aber trotzdem wurde der Einakter „Alte Sünder“ ein Teil des Festabends zum 65. Gründungsfest am 2. Juni 1973 aufgeführt. Im Oktober 1973 wurde Resi Gerold zur Theaterwartin gewählt und der junge Schauspieler Werner Rom stieß zum Verein und zur Theatergruppe. Welche Glücksgriffe diese beiden waren, sollte sich in den nächsten Jahren zeigen:

Dezember 1973: „Der weibscheue Hof“

November 1974: „Der Tatzlwurm“

November 1975: „Der Amerikasepperl“

November 1976: „Der Heilige Leonhard“

Dezember 1977: „Die gemischte Sauna“

November 1978: „Der Schnitzerfranzl“

November 1979: „Alter schützt vor Torheit nicht“

Dezember 1980: „Wenn die Haberer treibn“

November 1981: „Die falsche Katz“

November 1982: „Der Pfannenflickersepp“

November 1983: „Die verflixten Halunken“

Dezember 1984: „Die vadrahte Erbschaft“

Dezember 1985: „Die Daxerin“, „Die Brautschau“ und „Die kleinen Verwandten“.

Dezember 1986: „Das Glückslos“

Dezember 1987: „Die Geduidsprob“

 

Der Regisseur Werner Rom hat unser Theater in dieser Zeit entscheidend geprägt und wenn er einmal keine Zeit hatte, wurde die Regie entweder in Gemeinschaftsarbeit gemacht (1984) oder von Walter Hübsch (1986) oder Sigi Leo (1987) übernommen. Der besondere Dank der Hirschbergler gilt dem Erbauer des Saales in Reitrain, Ulrich Wurmser, ohne den unsere Theatertradition nicht denkbar wäre. Aber auch die vielen Spieler, Sänger, Musikanten und Helfer in all den langen Jahren seit dem 30. März 1920 sind unvergessen.

 

Mit dem Erlös so mancher Theateraufführung konnte der Verein in der Vergangenheit mehrfach in Not geratenen Mitgliedern helfen, aber auch anderweitig Gutes tun.